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Anders Dorph im Interview: Der Leiter der dänischen Glücksspielbehörde

Anders Dorph beantwortet im Interview die Fragen der DGGS zum erfolgreichen legalen Glücksspielmarkt in Dänemark.

[ Bild: Anders Dorph, der Leiter der dänischen Glücksspielbehörde, im Interview. ]

Please find the English version below

Der dänische Glücksspielmarkt zeichnet sich im europaweiten Vergleich durch ein besonders erfolgreiches Modell aus. Spieler akzeptieren das legale Angebot, die Kanalisierungsrate liegt bei über 90 %. Wir von der DGGS Deutsche Gesellschaft für Glücksspiel mbH haben den Leiter der dänischen Glücksspielbehörde, Anders Dorph, im Interview gebeten, uns mehr über das Erfolgsmodell zu verraten.

Interview mit Anders Dorph von der dänischen Glücksspielbehörde

Laut aktuellen Daten Ihrer Behörde hat der Glücksspielsektor in Dänemark in den letzten Monaten ein deutliches Wachstum verzeichnet. Was sind aus Ihrer Sicht die wichtigsten Faktoren hinter dieser bemerkenswerten Entwicklung im vergangenen Jahr?

Anders Dorph: „Der gesamte Bruttospielertrag (GGR) des dänischen Glücksspielmarktes stieg im Jahr 2024 im Vergleich zu 2023 um 5,6 Prozent. Unter Berücksichtigung des Bevölkerungswachstums erhöhte sich der GGR pro Däne über 18 Jahren um 4,8 Prozent von 2023 bis 2024. Es muss natürlich erwähnt werden, dass dieser Gesamtanstieg unterschiedliche Entwicklungen in den einzelnen Glücksspielkategorien umfasst. Der Anstieg im Jahr 2024 ist insbesondere auf Online-Casinos zurückzuführen, deren GGR im Vergleich zu 2023 um 13 Prozent zulegte.

Außerdem sollte erwähnt werden, dass die gesamten Glücksspielausgaben in Dänemark tatsächlich etwas niedriger sind als noch vor einigen Jahren. Der gesamte GGR belief sich 2024 auf 11,0 Milliarden DKK, verglichen mit 11,4 Milliarden DKK im Jahr 2018.

Man sollte die Entwicklung auch im Kontext der gesamtwirtschaftlichen Lage Dänemarks betrachten. Im Jahr 2024 betrug der gesamte GGR 0,37 Prozent des dänischen BIP, was dem gleichen Niveau wie 2023 entspricht. Im Jahr 2012, als der dänische Glücksspielmarkt teilweise liberalisiert wurde, machte der GGR 0,39 Prozent des BIP aus.“

Dänemarks Kanalisierungsrate von über 91 % ist besonders beeindruckend. Wie ist es Ihrer Gerichtsbarkeit gelungen, den legalen Glücksspielmarkt im Vergleich zu illegalen Anbietern so deutlich zu stärken?

Anders Dorph: „Wir sind sehr zufrieden mit der hohen Kanalisierungsrate in Dänemark, die zu den höchsten in Europa gehört. Es ist positiv, dass die Glücksspielausgaben größtenteils bei lizenzierten Anbietern erfolgen, die sich an die dänischen Vorschriften halten müssen – auch was verantwortungsvolles Glücksspiel betrifft. Da die Kanalisierung ein zentraler Parameter für einen regulierten Glücksspielmarkt ist, investieren wir viele Ressourcen in die Berechnung und Analyse der Kanalisierungsrate. Wir erfassen dabei, wie viel Geld auf nicht lizenzierten Seiten ausgegeben wird, wie viel Webtraffic dort erfolgt und wie viele Dänen auf diesen Seiten spielen. Glücklicherweise zeigen alle Zahlen dasselbe: Die Dänen bevorzugen eindeutig lizenzierte Anbieter.

Es ist schwer zu sagen, was genau die hohe Kanalisierungsrate verursacht. Wahrscheinlich ist es eine Kombination verschiedener Maßnahmen und Werkzeuge.

Ich bin der Ansicht, dass die Kanalisierungsrate darauf hinweist, dass wir sowohl für Anbieter als auch für Spieler einen attraktiven Markt geschaffen haben – und gleichzeitig die Spieler geschützt werden.

Wir investieren auch viele Ressourcen in den Kampf gegen illegales Glücksspiel. Unter anderem blockieren wir Webseiten – ein effektives Mittel, denn der Webtraffic aus Dänemark auf diesen Seiten sinkt nach der Sperrung deutlich. Außerdem arbeiten wir mit Google, Facebook, Apple und Twitch zusammen. Diese Partnerschaften ermöglichen es uns, illegale Glücksspielangebote oder deren Bewerbung auf den Plattformen zu melden.

Wichtig ist auch, die Spieler zu informieren: Sie sollen prüfen, ob ein Anbieter eine dänische Glücksspiellizenz besitzt. Wir möchten ihnen die Nachteile des unregulierten Marktes deutlich machen. So haben wir kürzlich eine Social-Media-Kampagne gestartet, die dazu auffordert, „cool zu spielen“ – und das bedeutet, einen Anbieter mit dänischer Lizenz zu wählen. Zudem führen wir Präsentationen an Bildungseinrichtungen durch, in denen junge Menschen lernen, dass das Haus auf lange Sicht immer gewinnt, und sie erfahren mehr über verantwortungsvolles Spielen. Auch hier ermutigen wir sie, die Lizenz eines Anbieters zu überprüfen.“

Die Kanalisierungsraten verschiedener europäischer Märkte im Überblick.

Die Anzahl der Selbstausschlüsse über das ROFUS-Programm zeigt, dass Spielerschutzmaßnahmen wirken. Was unterscheidet Ihrer Meinung nach den dänischen Ansatz zum Spielerschutz von dem anderer Länder?

Anders Dorph: „Der Selbstausschluss ist ein zentrales Instrument zum Spielerschutz, und ich freue mich sehr, dass ROFUS von den Dänen genutzt wird. Das zeigt, dass immer mehr Menschen – insbesondere junge Männer – es als sinnvoll erachten, sich für eine kürzere oder längere Zeit selbst vom Glücksspiel auszuschließen.

In den letzten Jahren haben wir auch mehrere Kampagnen durchgeführt, um ROFUS bekannter zu machen – um zu zeigen, dass es völlig in Ordnung ist, eine Pause vom Glücksspiel einzulegen. Wie andere Länder Spieler schützen, liegt nicht in meiner Verantwortung. Aber ich weiß, dass es auch in anderen Staaten nationale Sperrregister über Lizenznehmer hinweg gibt. Ich halte es jedoch für entscheidend, dass wir verschiedene Lösungen und Werkzeuge kombinieren, um Spieler zu schützen.“

Wie wichtig ist Ihrer professionellen Erfahrung nach ein attraktives legales Glücksspielangebot für eine hohe Kanalisierungsrate?

Anders Dorph: „Es ist für die Kanalisierungsrate durchaus relevant, wie attraktiv der regulierte Glücksspielmarkt für Lizenznehmer und Spieler ist. Allerdings wird die Kanalisierungsrate auch durch andere Faktoren beeinflusst. Es geht auch darum, illegales Glücksspiel zu bekämpfen – und welche Werkzeuge uns dafür zur Verfügung stehen – sowie darum, die Spieler aufzuklären, damit sie die Risiken des Spiels bei nicht lizenzierten Anbietern verstehen.“

Was sind aus Ihrer Sicht die effektivsten Mittel, um einen robusten Spielerschutz in einem liberalen und gleichzeitig attraktiven Glücksspielumfeld zu gewährleisten?

Anders Dorph: „Ich bin überzeugt, dass wir mehrere Lösungen und Werkzeuge kombinieren müssen, um einen wirksamen Schutz der Spieler zu gewährleisten. Was aber der richtige Weg ist und welche konkreten Maßnahmen dafür nötig sind, ist eine politische Frage, die ich nicht beantworten kann.“

Glauben Sie, dass Dänemarks erfolgreiches Regulierungsmodell auch in anderen Ländern wie Deutschland wirksam angewendet werden könnte?

Anders Dorph: „Es ist schwer für mich zu sagen, welcher Weg für Deutschland der richtige ist. Auch wenn sich Dänemark und Deutschland in vielen Aspekten ähneln, könnten kulturelle Unterschiede dennoch dazu führen, dass einige unserer Maßnahmen nicht zum deutschen Glücksspielmarkt passen. Auch unterschiedliche politische Strömungen in beiden Ländern können es einfacher oder schwieriger machen, bestimmte Lösungen umzusetzen.

Wenn ich dennoch einen allgemeinen Ratschlag geben darf – einen, von dem ich glaube, dass er Dänemark sehr geholfen hat und der auch für andere Glücksspielbehörden relevant sein könnte –, dann wäre es: Pflegen Sie einen fortlaufenden Dialog mit allen Stakeholdern. Ein offener, konstruktiver Dialog ist für uns als Glücksspielbehörde entscheidend, um über das Wissen und die Herausforderungen aller Beteiligten auf dem Laufenden zu bleiben.“

Herr Dorph, wir danken Ihnen für Ihre Zeit und die spannenden Einblicke in den dänischen Glücksspielmarkt.

English Version

The Danish gambling market stands out across Europe due to its particularly successful model. Players accept the legal offering, with a channelization rate of over 90%. We, the DGGS Deutsche Gesellschaft für Glücksspiel mbH, interviewed the director of the Danish Gambling Authority, Anders Dorph, to learn more about the secrets behind this success model.

According to recent data published by your authority, the gambling sector in Denmark has experienced significant growth over the past months. In your view, what are the key factors behind this remarkable development over the past year?

Anders Dorph: „The overall GGR for the Danish gambling market increased 5.6 per cent in 2024 compared with 2023. Taking into account population growth, the GGR per Dane over 18 increased by 4.8 per cent from 2023 to 2024. It must of course be said that the overall increase covers different developments in the individual gambling categories. The overall increase in 2024 is driven especially by online casinos, with the GGR increasing 13 per cent compared with 2023.

It should also be mentioned that the total Danish gambling spend is actually slightly less than a few years ago. The total GGR amounted to DKK 11.0 billion in 2024, compared with DKK 11.4 billion in 2018.

One should also assess the development in the context of how the overall Danish economy has developed during the period. In 2024, the total GGR amounted to 0.37 per cent of Danish GDP, which is the same level as in 2023. In 2012, when the Danish gambling market was partially liberalised, the GGR accounted for 0.39 per cent of the GDP.“

Denmark's channelization rate, exceeding 91%, is particularly impressive. How has your jurisdiction succeeded in strengthening the legal gambling market to such an extent in comparison to illegal operators?

Anders Dorph: „We are very pleased with the high channellisation rate in Denmark, which is among the highest in Europe. It is positive that gambling spend takes place largely with licence holders, who must follow the Danish rules for offering gambling, including how gambling should be offered responsibly.

Because channellisation is a central parameter for a regulated gaming market, we also use many resources to calculate and analyse channellisation. We count both the channellisation rate by how much money is being spent on the sites without a licence, how much web traffic takes place on the pages and how many Danes are gambling on the sites. Fortunately, all the figures conclude the same thing that the Danes very much prefer to gamble on the sites with a licence.

It is difficult to say what exactly is the cause of the high Danish channelisation rate. First of all, it is probably due to several things and a combination of several tools.

I believe that the channellisation rate is an indication that we have an attractive market for both gambling operators and players, while also protecting the players.

We also spend a lot of resources fighting illegal gambling. We do this, among other things, by blocking websites, and we can see that it is an effective tool in that web traffic from Danes on the sites drops significantly after the blocking. We have also partnered with Google, Facebook, Apple and Twitch, which have given us access to report illegal offering of gambling or promotion of illegal gambling content on their platforms.

It is also an important task to inform players that they must check whether a gambling operator is licensed to offer gambling in Denmark. We want them to understand the disadvantages of the unregulated market. For example, we have just had a campaign on social media where we encourage players to “play it cool” if they want to gamble. And “to play it cool” is to choose a gambling operator with a Danish licence. We have also allocated resources to give presentation to young people at educational institutions. The presentations teach the audience that the house always wins over time and they learn about responsible gambling. We also encourage the young people to check whether a gambling operator has a Danish licence."

The number of self-exclusions through the ROFUS program indicates that player protection measures are effective. In your opinion, what distinguishes Denmark’s approach to player protection from that of other nations?

Anders Dorph: "Self-exclusion is a central tool in protecting players, and I am very pleased that Danes use ROFUS. This shows that more and more Danes, especially young men, find it relevant to be able to exclude themselves from gambling for a shorter or longer period of time. In recent years we have also run several campaigns to promote ROFUS, to show that it is perfectly okay to take a break from gambling. Which way other countries choose to go to protect players is not up to me to judge, but I do know that other countries also have national self-exclusion registers across licence holders. But I think it’s important that we also combine several different solutions and tools to protect players.“

Based on your professional experience, how important is the availability of an attractive legal gambling offering in achieving a high channelization rate?

Anders Dorph: “It matters to the channellisation rate, how attractive the regulated gambling market is for licence holders and players. However, the channellisation rate is also affected by other parameters. It is also about combating illegal gambling and the tools we can use in combating it, and then it is about informing players so that they understand the disadvantages associated with gambling at providers without a Danish licence.

From your perspective, what are the most effective ways to ensure robust player protection within a liberal and appealing gambling environment?

I believe it is important that we combine more solutions and tools if we are to ensure effective protection of players. But what is the most correct way to do this and what concrete solutions and tools we need is a political question that I am not the right one to answer.“

Do you believe that Denmark’s successful regulatory model could be applied effectively in other countries, such as Germany?

Anders Dorph: „It is difficult for me to say what is the right path for Germany. Although Denmark and Germany are probably similar in several parameters, there may still be cultural differences that make some of the regulation we have in Denmark not fit the German gambling market. Different political currents in Denmark and Germany may also mean that some solutions are simpler or more difficult to adopt than others.

If I still have to give some general advice, which I believe has been of benefit to Denmark, and which I also think may be relevant to other gambling authorities, it is to have an ongoing dialogue with stakeholders. An open, constructive dialogue is important for us as a gambling authority to be updated on the knowledge and the challenges facing all types of stakeholders.“

Mr. Dorph, thank you for your time and for the fascinating insights into the Danish gambling market.

veröffentlicht am: Samstag, 21. Juni 2025
überarbeitet am: Samstag, 21. Juni 2025
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