Entwicklung der Glücksspielsteuereinnahmen in Deutschland seit 2024
Die Steuereinnahmen sollen die Entwicklung der Performance des virtuellen Automatenspiels im regulierten deutschen Glücksspielmarkt widerspiegeln.
Mit Wirkung zum 1. Juli 2021 ist der Glücksspielstaatsvertrag (GlüStV) in Kraft getreten und hat einen bundesweit einheitlichen Rechtsrahmen geschaffen. Anbieter können ihre Plattformen nach Erteilung der erforderlichen Erlaubnis durch die zuständige Glücksspielaufsicht rechtmäßig in Deutschland betreiben. Nach dem dynamischen Marktauftakt im Jahr 2022, als die ersten Lizenzen vergeben wurden, zeichnete sich 2023 eine nachlassende Entwicklung ab.
Stimmung und Realität im regulierten Glücksspielmarkt
Mit der Bekanntgabe und dem Inkrafttreten des Glücksspielstaatsvertrags (GlüStV) verband sich unter den Marktteilnehmern eine vorsichtige Zuversicht. Trotz der strengen gesetzlichen Anforderungen wurde erwartet, dass das neue Regelwerk den Betreibern ein höheres Maß an Rechtssicherheit und gleiche Wettbewerbsbedingungen verschaffen würde.
Auf Basis des Steueraufkommens der lizenzierten Unternehmen sowie einer Auswertung der verfügbaren Datensätze soll nun überprüft werden, wie sich die Leistungsfähigkeit des deutschen Glücksspielmarktes darstellt. Ziel ist eine belastbare Einordnung der aktuellen Marktlage.
Die tatsächliche fiskalische Entwicklung blieb jedoch hinter den anfänglichen Hoffnungen zurück. Seit der Legalisierung des virtuellen Automatenspiels ist das Steueraufkommen in diesem Segment deutlich gesunken.
Während im ersten Jahr 2022 knapp 430 Millionen Euro verzeichnet wurden, belief sich die Summe zum Ende 2023 auf rund 264 Millionen Euro und Ende 2024 sogar nur um knapp 214 Millionen Euro. Damit haben sich die Einnahmen innerhalb von zwei Jahren mehr als halbiert.
Zunahme der Lizenzvergaben bei ausbleibendem fiskalischem Effekt
Auffällig erscheint die jüngste Entwicklung insbesondere im Kontext der fortschreitenden Regulierung des Glücksspielsektors. Im Verlauf des Jahres 2023 wurde eine beträchtliche Zahl neuer Anbieter für den deutschen Markt zugelassen und auch das verfügbare Spieleportfolio erfuhr eine deutliche Ausweitung.
Trotz dieser strukturellen und inhaltlichen Erweiterungen blieb der prognostizierte Zuwachs an Steuereinnahmen aus. Die vorliegenden Daten des Bundesfinanzministeriums spiegeln vielmehr eine stagnierende beziehungsweise rückläufige Entwicklung wider.
Ein Blick auf die Marktentwicklung im Jahre 2025
Als wir im Februar 2025 die Steuereinnahmen für virtuelles Automatenspiel für Januar 2024 mit den Einnahmen dieses Jahres verglichen haben, ließ sich erkennen, dass diese von 20.566.000 € nur geringfügig auf 20.161.000 € gesunken sind. Branchenexperten deuteten dies als erstes Zeichen der Stabilisierung des Marktes.
Allerdings ließ sich in den Folgemonaten erneut eine rückläufige Performance erkennen. Bereits im Februar 2025 sanken die Einnahmen auf 18.644.000 € und im März sogar auf 15.784.000 €.
Im April 2025 flossen 17.977.000 € in die Staatskasse, im Mai waren es 16.645.000 € und im Juni 16.551.000 €. Im Juli und im August gingen 19.293.000 € respektive 17.332.000 € ans Finanzministerium.
Von Januar bis August 2025 gingen insgesamt 142.387.000 € an den Staat, was einem monatlichen Schnitt von 17.798.000 € entspricht. Die verbliebenen vier Monate des Jahres 2025 dürften kaum zur Verbesserung der derzeitigen Marktsituation beitragen.
Ursachenanalyse des Rückgangs der Steuereinnahmen im virtuellen Automatenspiel
Der deutliche Rückgang der Steuereinnahmen wirft die Frage nach den zugrunde liegenden Ursachen auf. Verschiedene Faktoren deuten darauf hin, dass eine Kombination aus regulatorischen Beschränkungen und Marktmechanismen zu der derzeitigen Situation geführt haben dürfte.
In der Anfangsphase der Legalisierung des Online-Glücksspiels in Deutschland war das zugelassene Spielangebot noch äußerst begrenzt. Als die Deutsche Gesellschaft für Glücksspiel (DGGS) mit ihren Plattformen JackpotPiraten und BingBong als einer der ersten lizenzierten Anbieter an den Start ging, stand nur eine eingeschränkte Auswahl an Spielen zur Verfügung.
Nach Einschätzung des Deutschen Online-Casino-Verbands (DOCV) hängt die Wettbewerbsfähigkeit des legalen Marktes in hohem Maße von der Vielfalt und Attraktivität des Spielportfolios ab. Dies ist ein Aspekt, in dem der legale Markt weiterhin strukturelle Nachteile gegenüber nicht regulierten Angeboten aufweist.
Illegale Angebote als attraktive Alternative
Ein Nachfragerückgang im Segment der Online-Slots kann kaum als Hauptursache gelten. Vielmehr bleibt das illegale Glücksspiel aufgrund seiner Rahmenbedingungen für viele Nutzer eine verlockende Option. Die Diskrepanz zwischen den restriktiven Vorgaben für lizenzierte Betreiber und den Freiheiten nicht genehmigter Plattformen ist erheblich. Diese Differenzen äußern sich in mehreren Punkten, die das Nutzerverhalten maßgeblich beeinflussen:
- Größere Spielvielfalt – einschließlich klassischer Tischspiele und zusätzlicher Automatentitel
- Höhere Gewinnchancen durch progressive Jackpots und flexible Einsatzhöhen
- Zugang auch für gesperrte Spieler
- Bonusangebote mit geringen oder keinen Umsatzbedingungen
- Fehlende Aufsicht durch Kontrollsysteme wie LUGAS oder OASIS
- Anonymes Spiel ohne Identitätsprüfung über die Schufa
- Weniger Einschränkungen bei Spielmechaniken, etwa kein Fünf-Sekunden-Intervall zwischen Drehungen
- Unbegrenzte Nutzung von Autoplay- und Feature-Buy-Funktionen
- Höhere mögliche Einsätze und Einzahlungen
- Bessere Auszahlungsquoten, da Abgaben wie die 2021 eingeführten Sondersteuern (§ 37, § 47 RennwLottG) entfallen
- Freiere Werbemöglichkeiten, beispielsweise unbegrenzte Online-Kampagnen auch tagsüber
Strenge Regulierung als Wettbewerbsfaktor
Diese Rahmenbedingungen verdeutlichen, dass lizenzierte Anbieter im regulierten Markt unter erheblich strengeren Auflagen agieren müssen, während nicht genehmigte Plattformen weitgehend ungehindert operieren. Die Folge ist eine Abwanderung von Spielern in den nicht regulierten Bereich, was den legalen Markt schwächt und die fiskalischen Erträge erheblich mindert.
Solange diese Wettbewerbsverzerrung besteht, bleibt der regulierte Online-Glücksspielmarkt in Deutschland vor die Herausforderung gestellt, seine Attraktivität gegenüber illegalen Angeboten nachhaltig zu steigern.
Quelle: Bundesministerium der Finanzen
überarbeitet am: Dienstag, 14. Oktober 2025